Meilensteine von StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt

von Maria Rösslhumer*

StoP ist eine Erfolgsgeschichte geworden, insbesondere dank finanzieller und ideeller Unterstützung durch das Sozialministerium, Fonds Gesundes Österreich, Wiener Gesundheitsförderung.

15 wichtigste Meilensteine von StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt

1. Kennenlernen von StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt und Ausbildung

Das StoP-Konzept© wurde ab 2002 in Deutschland von Professorin Dr.in Sabine Stövesand an der HAW in Hamburg entwickelt, wissenschaftlich erforscht und ab 2010 in der Praxis erprobt. Als AÖF-Geschäftsführerin und langjährige Leiterin vom Europäischen Netzwerk WAVE (Women Against Violence Europe) habe ich das StoP-Projekt 2012 über die internationale Arbeit bei einer Fachtagung in Hamburg kennenlernen dürfen und 2013 wurde es erstmals – auf Einladung von mir – in Wien bei einem Symposium „Migration und Strukturelle Gewalt“ vorgestellt und im Detail durchbesprochen.

Das hat mich sehr inspiriert und begeistert, insbesondere der innovative und partizipative, demokratische Weg. StoP ist ein neuer und sehr starker Ansatz in der Gewaltprävention, es verbindet die bestehende Opferschutzarbeit mit der Zivilgesellschaft. Durch die Verbindung mit der Zivilgesellschaft, insbesondere der unmittelbaren Nachbarschaft und Communities in die Opferschutz- und Gewaltschutzarbeit wird häusliche Gewalt und Partnergewalt enttabuisiert und Betroffene werden schneller erreicht und Gewaltausübende ebenfalls durch Zivilcourage in der Nachbarschaft gestoppt.

2017-2018 habe ich als AÖF-Geschäftsführerin die Ausbildung für die Umsetzung und Etablierung von StoP in Hamburg absolviert und damit die Berechtigung erhalten, StoP in einem Stadtteil in Wien zu erproben.

2. Beginn von StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt in Wien Margareten – 2019

StoP ist ein eigenes Konzept und alle Trägerorganisationen, die StoP umsetzen, sind verpflichtet, es nach den Bestimmungen der Urheberin umzusetzen. StoP wurde vom Verein AÖF umgesetzt und ist mittlerweile fixer Bestandteil vom Verein, genauso wie die Frauenhelpline gegen Gewalt oder die Onlineberatung etc.

Wir haben das StoP Projekt in 5. Wiener Gemeindebezirk angesiedelt, weil der Verein AÖF seit 1988 in Margareten mit dem Büro dort angesiedelt, gut vernetzt und auch bekannt ist. Daher war es naheliegend, mit StoP in diesem Bezirk zu beginnen und bekannt zu machen.

Durch eine dreijährige Förderung von Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) und Wiener Gesundheitsförderung (WiG) ist es gelungen, StoP als Pilotprojekt abzusichern, trotz der Covid 19 Pandemie. Das Projekt wurde auch extern durch das Institut für Konfliktforschung von Frau Dr.in Birgitt Haller evaluiert. Es wurde auch von Beginn an mit der StoP Männerarbeit begonnen, durch die sogenannten StoP-Männertische, die neben den Frauentischen 14-tägig stattfanden.

3. Ausbau in weiteren Standorten in Österreich durch Förderung vom BMSGKP 2021-2022

Bei einer Einreichung im Sozialministerium im Rahmen einer Sonderrichtlinie zu Covid 19 und Armutsbekämpfung wurde auch StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt als Gewaltpräventionsprojekt eingereicht und bewilligt. Der Förderzeitraum mit dem Projekttitel „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt – Gewalt und Armutsprävention durch aktive Nachbarschaft“ war einjährig von Juni 2021 bis Mai 2022.
Damit ist es gelungen StoP auf Anhieb in 15 Standorten in Österreich auszubauen und zu etablieren.

Der Auftakt dieses Erfolgs begann mit einer Pressekonferenz im Presseclub Concordia mit dem damaligen Sozialminister Wolfgang Mückstein. Die Gründerin Sabine Stövesand nahm ebenfalls gemeinsam mit mir daran teil.

StoP wurde neben Margareten in drei weiteren Bezirken in Wien angesiedelt: Meidling, Wieden, Mariahilf und Favoriten sowie in 10 Standorten in Österreich und in 7 Bundesländern: Amstetten in Niederösterreich, Oberwart und Jennerstorf in Burgenland, Völkermarkt in Kärnten, Innsbruck in Tirol, Bregenz in Vorarlberg sowie Linz und Wels in Oberösterreich. Die Stadt Salzburg hat ebenfalls zum selben Zeitpunkt StoP in Lehen durch eine eigene Finanzierung begonnen, genauso wurde auch der Standort in Klagenfurt von der Stadt finanziert.

Zugleich konnten 23 StoP-Koordinator*innen über die Finanzierung vom BMASGK ausgebildet werden und damit konnte StoP auf kompetente und professionelle Beine gestellt werden.

4. Österreichweite Koordination durch Maria Rösslhumer

Ab diesem Zeitpunkt wurde ich von Frau Professorin Dr.in Sabine Stövesand persönlich autorisiert, StoP in ganz Österreich zu koordinieren und die Umsetzung von StoP zu leiten. Ab diesem Zeitpunkt begann die monatliche Online Koordination mit allen StoP-Koordinator*innen in 28 Standorten.

Hintergrund und Entstehung

5. Ausbau in weiteren StoP- Standorten mit einer weiteren Förderung durch das BMSGKP ab 2022-2023

Durch die erneute Förderung von StoP 2.0 konnten weitere 10 Standorte sichergestellt werden und StoP in allen 9 Bundesländern mit 25 Standorten ausgerollt werden.

Dazugekommen sind vier weitere Bezirke in Wien: Landstraße, Simmering, Hernals und Penzing und in den Bundesländern konnten weitere Standorte dazugezählt und mitfinanziert werden: Stockerau in Niederösterreich, Hohenems in Vorarlberg, Franckviertel in Linz, Pernau in Wels, Perg in Oberösterreich, Leibnitz in der Steiermark.

Zugleich wurde auch eine weitere Finanzierung durch Fonds Gesundes Österreich und WiG für weitere drei Jahre bewilligt. Auch diese Neuausrollung wurde mit einem Auftakt im Rahmen einer Pressekonferenz in den neuen Räumlichkeiten des neuen StoP-Büros in der Favoritenstraße mit Bundesminister Johannes Rauch gewürdigt.

6. StoP bekommt ein eigenes Büro in Wien mit Jänner 2022

Dank Finanzierung durch das BMSGKP konnte das StoP Team in Wien in eigene Räumlichkeiten ziehen. Dieses Büro dient als Meeting Point für Besprechungen und Veranstaltungen.

7. StoP wird EU-weit ausgerollt

Unter der Leitung des Vereins AÖF kann StoP seit 2022 im Rahmen eines zweijährigen EU-Projekts mit dem Titel: „StoP- Community Matters“ auch in vier weiteren EU-Ländern ausgerollt und gestartet werden. Diese sind Tschechien, Rumänien, Belgien und Frankreich. Dieses Projekt ist EU-finanziert und von BMSGKP kofinanziert. Deutschland und Österreich sind hier federführend für den fachlich inhaltlichen Teil.

8. Ausbau in weiteren StoP-Standorten mit einer weiteren Förderung durch das BMSGKP ab 2023-2024

Seit 2023 sind noch fünf weitere Standorte dazugekommen, zwei in Vorarlberg mit Lustenau und Feldkirch und Villach in Kärnten durch das BMSGKP und in drei in Salzburg Stadt, mit Liefering und Salzburg Süd.

9. StoP-Förderung durch das Innenministerium/Bundeskriminalamt

2023 wurde eine weitere zweijährige Förderung durch das Innenministerium bewilligt mit dem Projekttitel: Stärkung der Zivilgesellschaft zu Verhinderung von Partnergewalt/häuslicher Gewalt und Femiziden – durch die Kooperation zwischen „Gemeinsam Sicher“ und der StoP-Gemeinwesenarbeit in Österreich.

Hiermit kann die Zusammenarbeit zwischen StoP und der Polizei „Gemeinsam sicher“ gestärkt werden. Es finden laufend gemeinsame Meetings statt und auch fallbezogene Interventionen zwischen StoP und der Nachbarschaft können vorgenommen werden.
Damit wurde auch die feministische Männerarbeit stärker finanziell abgedeckt.

10. Feministische Männerarbeit in der Gewaltprävention

Ein zentraler Teil der StoP-Gemeinwesenarbeit ist die aktive Mitwirkung von Männern in der Gewaltpräventionsarbeit.

Unsere Gesellschaft braucht engagierte Männer, die an der Veränderung der tiefsitzenden patriarchalen Gesellschaft arbeiten. Es braucht Männer, die Männergewalt an Frauen und Kindern und Femizide weder tolerieren noch akzeptieren. Wir brauchen Männer, die sich feministisch und solidarisch mit den aktiven Frauen/Nachbarinnen und Frauenorganisationen verbünden und eine klare, eindeutige Haltung gegen Männergewalt an Frauen und Kindern einnehmen und Zivilcourage gegen Partnergewalt ausüben. Wir brauchen eine feministische Männerbewegung gegen das Patriarchat und für einen radikalen Wandel in unserer Gesellschaft. Einen gesellschaftlichen „Klimawandel“ schaffen wir nur gemeinsam mit engagierten Männern. Die Gewaltpräventionsarbeit wird überwiegend von Frauen durchgeführt, aber wir brauchen Männer, die sich in der Gewaltprävention Seite an Seite mit den Frauenorganisationen und Feministinnen engagieren, freiwillig oder angestellt, egal wo sie sind: in den Unternehmen, an den Arbeitsplätzen, im Sport, in der Politik, in der Freizeit, in der Familie. Unsere Gesellschaft braucht Männer als Verbündete, als Role Models, als positive Vorbilder für Kinder, Jugendliche, Mädchen, Burschen und überhaupt für alle unsere Mitmenschen.

Wir haben derzeit in Wien drei männliche Koordinatoren angestellt. Diese drei StoP-Männerkoordinatoren in Wien, aber auch jene in den Bundesländern, dort wo es bereits eine feministische StoP-Männerarbeit gibt, zeigen wie es geht, sie leisten Pionierarbeit, sie setzen öffentliche Zeichen gegen Partnergewalt. Durch neue Bewusstseinskampagnen wie „Männ[sch]lichkeit“, StoP-Männerläufe gegen Gewalt an Frauen und Kindern oder Männerseminare unter dem Motto: Männer übernehmen Verantwortung und zeigen Zivilcourage gegen Partnergewalt, oder regelmäßig stattfindende Männertische in Simmering, Margareten und Penzing tragen dazu bei, dass immer Männer sich in der Gewaltprävention engagieren können.

Alle Termine: Feministische Männerarbeit

11. Zusätzliche Projektförderung vom BMSGKP

Von der Abteilung Senior*innen wurde ein weiteres Projekt mit dem Titel: „Aktive Nachbarschaft stoppt Gewalt an Frauen im Alter“ bewilligt. Ziel dieses Projekts ist es, die Nachbarschaft zu sensibilisieren und zu ermutigen, ein besonderes Augenmerk auf gewaltbetroffene ältere Frauen zu lenken, Gewalt zu erkennen und auch an spezifischen Schulungen teilzunehmen.

Auch das Zeigen des Films „Die Unsichtbare Gewalt an ältere Frauen“ ist Teil dieses Projekts. Der Film wurde 2009 in Auftrag des Sozialministeriums von Verein AÖF produziert.

12. Leitfaden zu Zivilcourage gegen Partnergewalt in der Nachbarschaft

Das StoP-Team unter Anleitung von Maria Rösslhumer hat einen eigenen Leitfaden über Zivilcourage gegen Partnergewalt in der Nachbarschaft erarbeitet, mit dem Ziel, möglichst viele Menschen zu ermutigen und ihnen dabei zu helfen, selbst aktiv gegen häusliche Gewalt/Partnergewalt vorzugehen und zivilcouragiert zu handeln.

Zivilcourage hat viele Facetten und es gibt etliche Möglichkeiten und Methoden sie anzuwenden. Der Leitfaden: Zeige Zivilcourage gegen Partnergewalt/häusliche Gewalt dient der allgemeinen Aufklärung und Information und kann auch als Unterlage für Workshops, Kurse, Berichte und Kampagnen verwendet werden.

13. Große Nachfrage seitens vielen Gemeinden und Städten

Das es viele Anfragen von zahlreichen weiteren Gemeinden und Städten gibt, die ebenfalls StoP umsetzen und etablieren wolIen, braucht es mehr Geld für den Ausbau und eine langfristige Absicherung der bestehenden Standorte.

Zusätzlich zu den bestehenden Standorten sollte es noch mindestens 17 weitere Standorte in Österreich geben: Graz (Steiermark), Eisenstadt (Burgenland), St. Pölten (Niederösterreich), Leonding (Oberösterreich), Marchtrenk (Oberösterreich), Schärding (Oberösterreich), Hallein (Salzburg), Zell am See (Salzburg), St. Johann (Salzburg), Feldbach (Steiermark), Bad Gleichenberg (Steiermark) sowie in den Wiener Bezirken 2, 7, 9 20, 21 und 22.

Ziel ist es, in allen 2.100 Gemeinden und Bezirken in Österreich StoP zu etablieren. Dafür benötigt es mindestens 83 Millionen Euro pro Jahr.

14. Weitere politische Errungenschaften

  • Im Dezember 2023 gab es einen einstimmigen Landtagsbeschluss in Salzburg mit dem Ziel, drei weitere Standorte in Bezirkshauptstädten auszubauen. Hier gibt es bereits konkrete Planungsschritte.
  • Auch in OÖ gibt es Bestrebungen einen einstimmigen Beschluss im Landtag zur erreichen, um die bestehenden Standorte zu erhalten und drei bis fünf weitere Standorte zu auszubauen.

15. StoP erfährt große Zustimmung und Anerkennung aus allen Richtungen